Reiseschule Teil 1

Worldschooling Anna Asien und Ich

Unsere Reiseschule.  Teil 1

Insgesamt habe ich mit meiner Tochter Anna fast 4 Jahre auf Reisen verbracht. Anna besucht keine Schule, was nicht heißt, dass sie nicht lernt.

Das erste Jahr auf Reisen (4 Klasse).

Im Jahr 2015 haben wir uns auf den Weg gemacht. Damit hieß es, ich werde Anna selbst unterrichten. Ich habe keine Erfahrung gehabt, auch keine große Lust. Auch Anna hatte keine Lust. Sie dachte, wir machen ein Jahr Ferien.
Am Anfang waren wir beide tiefst von einander enttäuscht. Ich von Annas Kenntnissen, welche aus meiner Sicht nicht vorhanden waren, und Anna von meiner Geduld, die aus ihrer Sicht nicht vorhanden war.
Ich habe beschlossen, dass wir uns auf 3 Fächer konzentrieren: Deutsch, Mathe und Russisch. Alles andere haben wir ausgelassen. Unser Reisealltag war sehr spannend und zählte als Sachkunde. Zu Fuß mit Rucksäcken durch Städte und Dörfer zu ziehen oder im Ozean zu hoppeln - das war unser Sportunterricht. Video und Fotoaufnahmen für unseren Dokumentarfilm zu machen zählte als Kunst.🥳 English hat Anna gelernt, in dem sie sich mit Menschen unterwegs verständigen musste. Da Anna auf einmal eine große Liebe zu Museen entwickelt hat, sind wir überall rein, was nach einem Museum aussah. Das zählte dann als ein Klassenausflug. Und unser Leben im Ganzen war eine lange Klassenfahrt.
Unsere "Schule" hat maximal 2 Stunden am Tag gedauert. Die Lernzeiten waren flexibel, der "Unterricht" ist überall stattgefunden, wo es gerade ging: in Hotels, in den Zügen, in Bussen, im Dschungel, am Strand. Beim Sprachunterricht habe ich die Grammatik komplett weggelassen. In allen 3 Sprachen (Deutsch, Russisch und Englisch) musste Anna keine grammatikalischen Regeln lernen. Ich war fest überzeugt und bin das immer noch, dass es viel wichtiger ist, ein intuitives Sprachgefühl zu entwickeln und dabei die Freude am Lernen durch langweiliges Pauken nicht zu verlieren. Anna hat gelesen, viele Hörbücher gehört, Geschichten geschrieben, gemalt und in ihren bunten Arbeitsheften gekritzelt.
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Nach etwa 2 Wochen auf Reisen hat Anna angefangen, Englisch zu sprechen. Mit einfachen Wörtern und schiefen Konstruktionen. Aber alle haben sie verstanden, und das war gut. Sie war mit ihrem Englisch sehr glücklich und wollte nur noch mehr reden. Sie war überzeugt, das sie das prima macht. Ich habe sie nicht korrigiert. Später hat sie das selbst gemacht. Intuitiv. Nach 2 Monaten hat Anna in einem Gästehaus anderen Reisenden das Schachspielen beigebracht. Auf Englisch. Das war aus meiner Sicht ein Riesendurchbruch.
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Vor der Reise konnte Anna Russisch sprechen, aber weder lesen noch schreiben. Und mir persönlich war das sehr wichtig, dass sie meine Muttersprache in Wort und Schrift kann. Nach 3 Monaten unterwegs konnte sie fließend Russisch lesen (Tom Sawyer war das erste Buch) und einigermaßen verständlich schreiben.
Nach etwa 4 Monaten (!!!) hat mir Anna gesagt, dass sie nun endlich verstanden hat, worum es bei dem Fach Mathe überhaupt geht. Nach dieser Offenbarung bin ich vor Glück bis zur Decke gehüpft (Mathe war unser "Problemfach"). Gleich danach haben wir beschlossen, große Ferien zu machen, um dieses Ereignis zu feiern. (Ja, wir haben reguläre Ferien gemacht, auch Reisende brauchen mal einen Urlaub😀💃🥳)
Damit jetzt nach diesem Text voller Erfolgsmeldungen keine Illusion entsteht, dass alles bei uns total entspannt und reibungslos abgelaufen ist, erwähne ich noch nebenbei, dass das nicht einfach war. Am Anfang gar nicht. Wir haben uns gestritten, versöhnt, wieder gestritten, wieder versöhnt. Es hat gedauert, bis Anna es gelernt hat zu lernen. Und bis ich es gelernt habe, mit meinen zu hohen Erwartungen umzugehen.
Wir sind 9 Monate durch Süd-Ost-Asien gezogen. In der Zeit haben wir 7 Länder bereist: Malaysien, Indonesien, Thailand, Myanmar, Laos, Singapur, Malediven und einen Dokumentarfilm "Anna, Asien und Ich. 250 Tage unterwegs" produziert! (Ist hier als DOWNLOAD erhältlich😎😇).
Danach sind wir nach Russland geflogen, wo Anna alle Prüfungen für 4 Schulklassen in einer russischen Schule bestanden hat (alle Fächer in ihrem neu erworbenen Russisch). Und zum nächsten Schuljahr (Annas 5 Klasse) kamen wir zurück nach Berlin. Ich habe mir Sorgen gemacht, dass Anna es nicht schafft, mit ihrer alten Klasse mitzukommen und die 4. Klasse, welche wir unterwegs verbracht haben, wiederholen muss. Das würde bedeuten, dass unser Worldschooling System nicht funktioniert. Dann kam die große Überraschung - meine Tochter hat sich nach einem Jahr ohne Schule in allen Fächern verbessert!
Ich war endlos stolz auf uns beide. Und gleichzeitig enttäuscht von dem deutschen Schulsystem. Annas frisch erworbene Freude am Lernen verging in den ersten Wochen. Nach einem Jahr in Deutschland haben wir beschlossen, weiter zu ziehen. 
Wir halten unser jahrelanges Reiseleben in Dokumentarfilmen fest, welche wir beide selbstständig und zuzweit produzieren. Momentan ist unser Reisefilm "Anna, Asien und Ich. 250 Tage unterwegs" Teil 1 und Teil 2 fertig und beide Filme sind als Download auch in der deutschen Sprache erhältlich! 
Hier ist der Kinotrailer von dem 1. Teil. 

Hier ist der Trailer von dem 2. Teil des Films.